Turmmuseumsverein

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- Hans Popp (Sommer 2004)

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- Fotografie und Alpinismus (2005)

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Turmmuseum Oetz
Sammlung Hans Jäger
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20.Mai 2005:
Das Turmmuseum Oetz erhält gemeinsam mit dem Archäologischen Museum Fließ den Tiroler Museumspreis 2004

Ausgezeichnet mit dem
ICOM-Museumsgütesiegel



 

Sonderausstellung 21.05.-30.10.2005

Photographie und Alpinismus

Die Sommerausstellung im Turmmuseum zeigt, wie sich das neue Medium der Photographie vor der gewaltigen Naturkulisse zu bewähren sucht. Es werden hauptsächlich seltene Original-Ausarbeitungen (Vintages) aus der Hand des jeweiligen Photographen präsentiert.

1839 ließ Louis Jacques Mandé Daguerre (1787-1851) sein Verfahren in Paris patentieren. Sprunghaft verbreitete sich dieses faszinierende Verfahren der Fixierung von Lichtstrahlen auf einer jodierten, mit Silber beschichteten Kupferplatte, von der noch keine Abzüge gemacht werden konnten. Im selben Jahr starb übrigens der Tiroler Maler Josef Anton Koch, der in seinen Darstellungen der heroischen Gebirgslandschaft über alles Ortsgebundene hinauswuchs. Um 1800 wagten sich auch andere, meist städtische Malerkollegen vom Alpenvorland ins Hochgebirge vor. Bildende Künstler waren beispielgebend für die um 1850 in die Alpen wandernden Photographen.

Es ist die Zeit des erstarkenden Bürgertums, der Aufbruchstimmung des späten Biedermeier, des Vormärz und der großen wissenschaftlichen Erkundungen und gesellschaftlichen Umwälzungen. Die Industrialisierung mit all ihren Begleiterscheinungen bringt die Menschen durcheinander. J.J. Rousseaus „Zurück zur Natur“ findet seinen Widerhall bei zahlreichen Schriftstellern, Forschern, Volkskundlern wie Beda Weber, J.J. Staffler, H. Noe, L. Steub, die sich mit dem alpinen Leben beschäftigen. Angeregt durch Josef Walchers Buch „Nachrichten von den Eisbergen yn Tyrol“, bereist Erzherzog Johann 1846 das Ötztal und lässt sich über die Gletscher führen. Dr. Friedrich Simony (1813-1896), der Erforscher des Dachsteinmassivs, durchwandert 1852 zeichnend das Ötztal. Später betätigte er sich auch als Hochgebirgsphotograph. Nach seiner Vorlage schuf C. Grefe eine Chromolithographie der Wildspitze.

Wanderphotographen standen ganz in der Tradition der herumziehenden Handwerksburschen und Dienstbotinnen. Das Daguerrotypieren war eine neue Möglichkeit des Gelderwerbs. Interessanterweise waren Frauen aus Hochasten im Pitztal – sieben von zwölf Geschwistern der Familie Lentsch – Pionierinnen des neuen Berufs. Hans Frank, Gründer des Photomuseums in Bad Ischl, berichtet: „Barbara Lentsch, geboren 1823, war Stubenmädchen in einem Innsbrucker Gasthof. Dort sah sie die Arbeit eines Daguerreotypisten und entschloss sich, diesen Beruf zu ergreifen. Sie animierte ihre Schwester Anna, mit ihr Daguerreotypistin zu werden. Beide fuhren mit dem Floß nach Wien und nahmen dort Unterricht. Von Wien aus gingen sie auf ,Kunstreise’. Die Geschwister Lentsch kamen über Ungarn, Rumänien bis in die Türkei und nach Rußland.“
1868 und 1872 wanderte der Franzose E. Lamy, von Brixen kommend, in die Gletscherregion des Venter- und Gurgltales. Er verwendete eine Stereoskop- und eine Visitformatkamera. Seine Aufnahmen bestechen durch hohe künstlerische und technische Qualität. Sein Bildaufbau scheint von Caspar David Friedrich geprägt. Die kleinen Menschenfiguren werden in Rückenansicht inmitten der überwältigenden Natur abgebildet. Im Stereoskopautomat gibt die Plastizität der Bilder dem Betrachter das Gefühl, sich mitten in der alpinen Landschaft zu befinden. Durch die Errichtung des Eisenbahnnetzes vergrößerte sich die allgemeine Mobilität. Das Reisen war nun weniger beschwerlich. Talwege waren allerdings nur im Sommer zu begehen, im Winter war es im 19. Jahrhundert mühsam, in die hinteren Talschaften zu kommen. Die Städter suchten sich erfahrene Bergführer aus, um die Gletscher und Gebirgskämme in den Sommermonaten überschreiten zu können. Durch den Schutzhüttenbau der Alpenvereinssektionen entstanden einerseits Verdienstmöglichkeiten für Einheimische, andererseits wurden für die „Fremden“ organisierte Aufenthalte möglich.

1892 kam Dr. Adolf Miethe, die europäische wissenschaftliche Kapazität auf dem Gebiet der Photographie, anlässlich der Errichtung der Braunschweiger Hütte ins Pitztal. Er hatte in Berlin den ersten Lehrstuhl für Photographie inne und schrieb ein Standardwerk, das „Lehrbuch für Photographie“.
Das Schöne an der frühen Photographie ist, bis zu den sensationellen Möglichkeiten der heutigen Digitalphotographie hin, die kaum erreichte Qualität der Bilder. Bei den Frühformen dieser Bildkunst ist es der Reiz des Frischen und der Charme eines Mediums, das noch keine Massenware, sondern meist eine Rarität mit hohem chemisch-technischen und künstlerischen Anspruch war. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Bilder der Alpen dynamisch. Es entstanden Filme wie „Der Kampf mit dem Berge“ von Dr. Arnold Fanck. 1925 brachte er in Zusammenarbeit mit dem Schipionier Hannes Schneider das Buch „Wunder des Schneeschuhs“ mit „242 Einzelbildern und 1100 kinematographischen Reihenbildern“ in Hamburg heraus. Als Hannes Schneider 1930 eine Einladung nach Japan annahm, war er bei seiner Ankunft sehr überrascht, dass „Wunder des Schneeschuhs“ schon ins Japanische übersetzt und gedruckt vorlag. Die Ausstellung spannt einen Bogen von den Vorläufern der PHOTOGRAPHIE über den ALPINISMUS bis hin zu Photoserien, die Anfang und Technik des alpinen Schilaufs dokumentieren.

Willi Pechtl

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