Turmmuseumsverein
Das Museum
Der Turm
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Sonderausstellung
- Hans Popp (Sommer 2004)
- E. Delignon (Weihnachten 2004)
- C. Piberhofer (Winter 2005)
- Fotografie und Alpinismus (2005)
- Kunst- und Wunderkammer (2005)
- Passion auf Papier (2006)
- Walter Honeder (2006)
- Regina Doblander (2006)
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Turmmuseum Oetz
Sammlung Hans Jäger
Schulweg 2
6433 Oetz
Tel: +43.5252.20063
info@turmmuseumsverein.at
20.Mai 2005: Das Turmmuseum Oetz erhält gemeinsam mit dem Archäologischen Museum Fließ den Tiroler Museumspreis 2004
Ausgezeichnet mit dem ICOM-Museumsgütesiegel
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Sonderausstellung 21.05.-30.10.2005
Photographie und Alpinismus
Die Sommerausstellung im Turmmuseum zeigt, wie sich das neue Medium der
Photographie vor der gewaltigen Naturkulisse zu bewähren sucht. Es werden
hauptsächlich seltene Original-Ausarbeitungen (Vintages) aus der Hand des jeweiligen
Photographen präsentiert.
1839 ließ Louis Jacques Mandé Daguerre (1787-1851) sein Verfahren in Paris
patentieren. Sprunghaft verbreitete sich dieses faszinierende Verfahren der
Fixierung von Lichtstrahlen auf einer jodierten, mit Silber beschichteten
Kupferplatte, von der noch keine Abzüge gemacht werden konnten.
Im selben Jahr starb übrigens der Tiroler Maler Josef Anton Koch, der in seinen
Darstellungen der heroischen Gebirgslandschaft über alles Ortsgebundene
hinauswuchs. Um 1800 wagten sich auch andere, meist städtische Malerkollegen
vom Alpenvorland ins Hochgebirge vor. Bildende Künstler waren beispielgebend
für die um 1850 in die Alpen wandernden Photographen.
Es ist die Zeit des erstarkenden Bürgertums, der Aufbruchstimmung des späten
Biedermeier, des Vormärz und der großen wissenschaftlichen Erkundungen und
gesellschaftlichen Umwälzungen. Die Industrialisierung mit all ihren
Begleiterscheinungen bringt die Menschen durcheinander. J.J. Rousseaus „Zurück
zur Natur“ findet seinen Widerhall bei zahlreichen Schriftstellern, Forschern,
Volkskundlern wie Beda Weber, J.J. Staffler, H. Noe, L. Steub, die sich mit dem
alpinen Leben beschäftigen. Angeregt durch Josef Walchers Buch „Nachrichten
von den Eisbergen yn Tyrol“, bereist Erzherzog Johann 1846 das Ötztal und lässt
sich über die Gletscher führen. Dr. Friedrich Simony (1813-1896), der Erforscher
des Dachsteinmassivs, durchwandert 1852 zeichnend das Ötztal. Später betätigte
er sich auch als Hochgebirgsphotograph. Nach seiner Vorlage schuf C. Grefe
eine Chromolithographie der Wildspitze.
Wanderphotographen standen ganz in der Tradition der herumziehenden
Handwerksburschen und Dienstbotinnen. Das Daguerrotypieren war eine neue
Möglichkeit des Gelderwerbs. Interessanterweise waren Frauen aus Hochasten
im Pitztal – sieben von zwölf Geschwistern der Familie Lentsch – Pionierinnen des
neuen Berufs. Hans Frank, Gründer des Photomuseums in Bad Ischl, berichtet:
„Barbara Lentsch, geboren 1823, war Stubenmädchen in einem Innsbrucker
Gasthof. Dort sah sie die Arbeit eines Daguerreotypisten und entschloss sich, diesen
Beruf zu ergreifen. Sie animierte ihre Schwester Anna, mit ihr
Daguerreotypistin zu werden. Beide fuhren mit dem Floß nach Wien und nahmen
dort Unterricht. Von Wien aus gingen sie auf ,Kunstreise’. Die Geschwister Lentsch
kamen über Ungarn, Rumänien bis in die Türkei und nach Rußland.“
1868 und 1872 wanderte der Franzose E. Lamy, von Brixen kommend, in die
Gletscherregion des Venter- und Gurgltales. Er verwendete eine Stereoskop- und
eine Visitformatkamera. Seine Aufnahmen bestechen durch hohe künstlerische und
technische Qualität. Sein Bildaufbau scheint von Caspar David Friedrich geprägt.
Die kleinen Menschenfiguren werden in Rückenansicht inmitten der überwältigenden
Natur abgebildet. Im Stereoskopautomat gibt die Plastizität der Bilder dem
Betrachter das Gefühl, sich mitten in der alpinen Landschaft zu befinden.
Durch die Errichtung des Eisenbahnnetzes vergrößerte sich die allgemeine
Mobilität. Das Reisen war nun weniger beschwerlich. Talwege waren allerdings
nur im Sommer zu begehen, im Winter war es im 19. Jahrhundert mühsam, in die
hinteren Talschaften zu kommen. Die Städter suchten sich erfahrene Bergführer
aus, um die Gletscher und Gebirgskämme in den Sommermonaten überschreiten
zu können. Durch den Schutzhüttenbau der Alpenvereinssektionen entstanden einerseits
Verdienstmöglichkeiten für Einheimische, andererseits wurden für die
„Fremden“ organisierte Aufenthalte möglich.
1892 kam Dr. Adolf Miethe, die europäische wissenschaftliche Kapazität auf
dem Gebiet der Photographie, anlässlich der Errichtung der Braunschweiger Hütte
ins Pitztal. Er hatte in Berlin den ersten Lehrstuhl für Photographie inne und schrieb
ein Standardwerk, das „Lehrbuch für Photographie“.
Das Schöne an der frühen Photographie ist, bis zu den sensationellen
Möglichkeiten der heutigen Digitalphotographie hin, die kaum erreichte Qualität
der Bilder. Bei den Frühformen dieser Bildkunst ist es der Reiz des Frischen und
der Charme eines Mediums, das noch keine Massenware, sondern meist eine
Rarität mit hohem chemisch-technischen und künstlerischen Anspruch war.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Bilder der Alpen dynamisch. Es entstanden
Filme wie „Der Kampf mit dem Berge“ von Dr. Arnold Fanck. 1925 brachte
er in Zusammenarbeit mit dem Schipionier Hannes Schneider das Buch „Wunder
des Schneeschuhs“ mit „242 Einzelbildern und 1100 kinematographischen
Reihenbildern“ in Hamburg heraus. Als Hannes Schneider 1930 eine Einladung
nach Japan annahm, war er bei seiner Ankunft sehr überrascht, dass „Wunder
des Schneeschuhs“ schon ins Japanische übersetzt und gedruckt vorlag.
Die Ausstellung spannt einen Bogen von den Vorläufern der PHOTOGRAPHIE
über den ALPINISMUS bis hin zu Photoserien, die Anfang und Technik des
alpinen Schilaufs dokumentieren.
Willi Pechtl
Katalog der Ausstellung als PDF downloaden (180 kB)
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