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Turmmuseum Oetz
Sammlung Hans Jäger
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20.Mai 2005:
Das Turmmuseum Oetz erhält gemeinsam mit dem Archäologischen Museum Fließ den Tiroler Museumspreis 2004

Ausgezeichnet mit dem
ICOM-Museumsgütesiegel



 

Sonderausstellung 20.6.-31.10.2004

Hans Popp
Hommage für einen Unbekannten
von Hans Jäger

In der hiesigen lokal bedingten Sammlung (was ich nicht abwertend verstanden wissen will) nimmt der Maler Hans Popp eine besondere Stelle ein. Er ist unter den zahlreichen Künstlern die noch in den zwanziger, dreißiger Jahren des jüngst vergangenen Jahrhunderts im Raum Ötztal unterwegs waren der erste konsequente Expressionist. Durch sein Werk verbindet sich unser heimatliches Kunstgeschehen mit der neuen Strömung von außen, gewinnt an Weite und leitet über in die Gegenwart.

Es ist nicht leicht von Oetz aus seinen Lebenslauf nach zu vollziehen. Für ein informatives Gespräch mit Zeitgenossen ist es schon zu spät und schriftliche Angaben sind fast keine vorhanden. So bleibt nur die mündliche Überlieferung und natürlich die Aussage seines malerischen und graphischen Werks. Diese Ausstellung soll einen ersten Versuch darstellen der seltsamen Person näher zu kommen.
Nach neuestem Stand ist Hans Popp in Grünstadt, Rheinpfalz in Bayern am 03.02.1903 geboren. Er wurde evangelisch nach Augsburger Bekenntnis erzogen, studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste Malerei. 1925-27 bei Rudolf Jettmar, 1927-29 bei Alois Delug und dessen Nachfolger Dachauer. In Wien an der Akademie lernte er auch seinen Freund Rudolf Reinkenhof kennen der ebenfalls 1927-29 dort studierte. Durch diese Bekanntschaft kam auch die Verbindung Reinkenhofs mit dem Weiler Piburg (Gemeinde Oetz) zustande, welche für die weiteren Jahre beider Künstler zur zweiten Heimat wurde. Auf dem Motorrad über den damals steilen, steinigen Weg nach Piburg ist Hans Popps Eintreffen mündlich verbürgt, wo er im Pfaundlerhaus Unterkunft fand. Den Lebensbedarf finanziert der ausgebildete Elektroingenieur durch manuelle Gelegenheitsarbeit in verschiedenen Bereichen. Als akademischer Maler betätigte er sich nur ausnahmsweise in den Musestunden, wenn das einfache Brotverdienen ihm gerade Zeit ließ. Zuerst musste man ja überleben, bevor man an Kunst denken konnte, denn Geld hatte in dieser Notzeit hier keiner, weder für Malutensilien noch einem Bildankauf. Von daher rührt der primitive, meist schlampige Zustand seiner Leinwände und Leisten, geschweige dem der Rahmung. Nur ganz selten hat er sein Werk datiert und signiert! Das ganze Augenmerk wurde ausschließlich auf die Qualität der Aussage gerichtet, der Künstler wusste, dass er nur deswegen einmal übrig bleiben wird. Trotz fehlender Routine überging er mit starken Willen alle technischen Schwierigkeiten und vielleicht gerade deswegen wirkt seine Malerei und Graphik selten ursprünglich und spontan. Im Jahr 1929 hat er sich auf gepachtetem Grund ein bescheidenes Atelierhaus aus Holz erbaut mit Blick zum See und Acherkogl, bis zu seinem frühen Tod blieb es sein Refugium.

Wer die Gegend kennt weiß wie die Bilder von Hans Popp ihr auf den Leib geschrieben sind. Für die wenigen Auftraggeber in mehr konventioneller Manier ausgeführt, für seinen Freund Rudolf Reinkenhof sind es eher ungeschönte, kritische Versuche sich einer Sache anzunehmen. Sie wirken unfertig und bleiben Zustände des Augenblicks, des vorsichtigen Abtastens. Die schwermütig traurigen Selbstportraits zeigen einen in sich zurückgezogenen Menschen. Seine durch die Brille geschützten verschleierten Augen scheinen nicht viel Gutes von der Zukunft zu erwarten, es sieht ganz so aus als ob er das kurz bemessene Leben voraus geahnt hätte?

Genauso wie sonst, versucht er auch bei der Landschaftsmalerei der Darstellung auf den Grund zu gehen. Die hier geborene Bevölkerung hört es nicht gerne wenn man feststellt, dass unsere Landschaft dramatisch, düster und chaotisch ist. Ein feinfühliger Mensch wie Hans Popp beweist das in jedem Fall und man kann es nicht leugnen, es ist nun mal so! Eindrucksvolle Beispiele sind die Ansichten um Piburg wo die Bergflanken das überall vorhandene Dämonische spürbar machen. Wenn man mehrmals hinschaut dann entdeckt man im Felsen über dem Weiler eine überdimensionale Grimasse, die wenn sie will jederzeit nach Lust und Laune, mit den kleinen Klötzchen von Häusern im Vordergrund ihr schauriges Spiel treiben kann. Im großen Bild „Blick ins Tal“ vom Weiler Schrofen aus, kommt eine brutale, raue Düsternis zur Geltung, aus dornigen Gestrüpp gewachsene Bäume weisen mit kahlen verkrüppelten Ästen bizarr in die Höhe. Doch am Himmel erscheint plötzlich eine Stelle von gleisendem Licht, es ist der Augenblick des Erwachens in der Natur.

Auf die verwaschenen, herbstlich verhaltenen Blumenbilder möchte ich noch hinweisen, sie bergen mit ihren vertrockneten Farnblättern in ihrer Herbheit Erinnerungen an längst vergangene Sommer und stammen aus Bauerngärten oder dem unerschöpflichen Bergsturzgebiet um Piburg. Nehmen wir sie als Liebeserklärung des Malers an diesen Lebensraum! Im Ganzen genommen sind Hans Popp nur gute 20 Jahre des Schaffens geblieben, das genaue Todesdatum wissen wir nicht, jedenfalls wurde er am 07.01.1941 am Zentralfriedhof der Stadt Wien begraben. Die Todesursache dürfte Tuberkulose gewesen sein.